Sprechen

Aussprachestörung / Phonologische Störung
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Stottern / Poltern
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Dysarthrie
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Sprechapraxie
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Aussprachestörung / Phonologische Störung

Unter Aussprachestörung versteht man eine Abweichung im Lauterwerb. Kinder erwerben die Sprachlaute in einer geregelten zeitlichen Abfolge.

1;6 - 1;11
2;0 - 2;5
2;6 - 2;11
3;0 - 3;5
3;6 - 3;11
4;0 - 4;5
4;6 - 4;11
Die färbigen Kästchen besagen, dass 75% aller Kinder dieses Alters diese Laute beherrschen.

Artikulationsstörung:Fehlbildung eines Lautes z.B. Lispeln von „s“ (Sigmatismus); es ist aber eindeutig erkennbar, welcher Laut gemeint ist.

Phonologische Verzögerung:eine zeitliche Abweichung in der Lautentwicklung. Das Kind lässt Laute aus oder ersetzt sie, wie Kinder es normalerweise zu einem früheren Zeitpunkt tun. z.B. ein 5-jähriges Kind sagt: „Mein Buder deht son in die Sule“ (Mein Bruder geht schon in die Schule)

Phonologische Störung: ein untypisch abweichender Lauterwerb. Die Ersetzungen und Abweichungen kommen im normalen Lauterwerb nicht vor.z.B.: Komate für Tomate, oder alle Wörter fangen mit „h“ an oder alle fließenden Laute “f, w, s, sch,  ch“ werden ersetzt.

Stottern / Poltern

STOTTERN BEI KINDERN

Stottern ist eine Störung der Sprechflüssigkeit, bei der es auffallend häufig zu Unterbrechungen im Redefluss kommt. Das Zusammenspiel von Sprachplanung und Sprechausführung gelingt in diesem Moment nicht.

Symptome:
-Wiederholungen von einzelnen Silben oder Lauten
(„Ba-Ba-Ba-Ball; B-b-b-b-b-ball)
-Dehnungen von Lauten, die länger als eine Sekunde dauern
-Blockaden, d.h. Stimm- und Atemstopps vor oder in einem Wort mit deutlicher Sprechanstrengung(„--------ich“ oder „Ka-------kao“)
-emotionale Begleitsymptome: Vermeidungsverhalten, Blickkontakt abbrechen
-Mitbewegungen von Kopf, Armen, Beinen
-Tonhöhe- und Lautstärkeschwankungen
-Anspannung im Gesichts- und Halsbereich

Bei stotternden Kindern ist eine umfassende Elternberatung sehr wichtig:

Möglicher Fragenkatalog:
-Was sind normale Sprech-Unflüssigkeiten und was ist Stottern?
-Wie entsteht Stottern?
-Welchen Einfluss hat die Umgebung auf den Verlauf des Stotterns?
-Wie können Eltern ihrem unflüssig sprechenden Kind helfen?



POLTERN
Poltern zeigt sich zwar nicht nur als eine Störung des Sprechablaufs, die durch ein überhastetes, unregelmäßiges  Sprechtempo und eine undeutliche Aussprache gekennzeichnet ist.  Laute und Silben werden verschmolzen oder weggelassen, Satzteile bleiben häufig unvollständig oder werden wiederholt.

Dysarthrie

Eine Sprechstörung, die vorwiegend bei Erwachsenen auftritt. Die Ursache ist eine Schädigung im Zentralnervensystem (z.B. nach Schlaganfall, Hirnblutung, ... auch bei Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose). Betroffene können in der Folge ihre Atem-, Stimm- und Sprechbewegungen nicht mehr wie gewohnt koordinieren und ihre Aussprache (Artikulation) verändert sich. Im schlimmsten Falle sind sie nicht mehr in der Lage, sich sprachlich verständlich zu machen. Lesen und Schreiben sowie die Fähigkeit, Sprache zu verstehen, bleiben erhalten.

Symptome/Auswirkungen:
-Sprechbewegungen gelingen schwer, daher wird das Sprechen undeutlich, verwaschen, verlangsamt und/oder monoton.
-Die Stimmproduktion ist verändert (Lautstärke, Tonhöhe und Stimmklang können betroffen sein).  
-Die Stimme kann nasal klingen.  
-Das Sprechen kann „abgehackt“ klingen.
-Die Beweglichkeit der Mund- und Gesichtsmuskeln ist eingeschränkt.  
-Das Schlucken kann Schwierigkeiten bereiten.

Sprechapraxie

Die Planung von Sprechbewegungen ist gestört - Betroffene haben die Erinnerung daran verloren, wie sie die Lippen, Zunge, Kiefer, Kehlkopf und andere Sprechorgane bewegen müssen, um die Wörter auszusprechen und richtig zu betonen. Sie wissen aber die Wörter, die sie sagen wollen und können diese auch aufschreiben. Bei einer Sprechapraxie sind neben der Aussprache auch die Sprechgeschwindigkeit, die Sprachmelodie und die Betonung betroffen. Sprechapraxien treten häufig zusammen mit Aphasien auf.

Symptome/Auswirkungen:
-Suchbewegungen von Lippen, Zunge und Kiefer nach korrekter Artikulation
- deutliche Sprechanstrengung
-eingeschränkte Verständlichkeit
-Unterbrechung des Redeflusses durch Fehlversuche, Neustarts und Selbstkorrekturen
-Lautvertauschungen, -entstellungen innerhalb eines Wortes: z.B: statt „Telefon“ „Feleton“
-verlangsamtes Sprechen
-Verringerung der Melodie beim Sprechen
-starkes Störungsbewusstsein und Sprechangst

Beispiele aus dem Alltag:
Die Frage nach dem richtigen Weg kann zu einem großen Hindernis werden. Der Gefragte versteht die Frage nicht, weil einige Laute unverständlich artikuliert oder vertauscht sind, sodass einige Wörter nicht verstanden werden. Beim erneuten Versuch verhaspeln sich die Betroffenen oft noch mehr und bleiben schon bei der einleitenden Bitte um Hilfe stecken. Die Frage nach dem Weg bleibt völlig unverstanden.

Wie reagiert das Umfeld darauf
Auch in der eigenen Familie und im Freundeskreis verändert sich vieles. Partner, im Bemühen darum, den Betroffenen zu helfen, übernehmen oft das Sprechen. Die Betroffenen verstummen noch mehr als es ihre Sprechstörung notwendig macht. Freunde ziehen sich zurück, da sie nicht wissen, wie sie mit dem Betroffenen umgehen sollen und die Verständigung sehr erschwert ist.

Maria Blasisker, Logopädin · A-9971 Matrei i.O. · Johann-Panzl-Strasse 3 · Tel. +43 (0) 664 18 32 633
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